Käthi Gut, ein Vorbild für alle

7.6.2018     Elsbeth Schrepfer     Link 3/2018

Nach zwanzig Jahren tritt Käthi Gut aus der Geschäftsleitung der SP Kanton St.Gallen zurück. Eine Würdigung ihrer grossen Leistungen für die SP und namentlich für die Frauen von Elsbeth Schrepfer.

Liebe Käthi

Nach 20 Jahren bist du nun aus der Geschäftsleitung der SP des Kantons St.Gallen zurückgetreten. Für uns ein Grund, einmal aufzuzeigen, was du f ür die SP geleistet hast und dir herzlich zu danken. In der GL hast du die Sicht der ländlichen Regionen und der Agglomeration vertreten, speziell natürlich die des Werdenbergs. Ebenso wichtig war dir, dass die Anliegen der Frauen Gehör fanden.

Feminismus praktisch

Ein einziges politisches Amt hast du angestrebt: Du wurdest Richterin im Wahlkreis Werdenberg-Sarganserland. Diese Aufgabe – speziell als Familienrichterin – hast du mit viel Freude und Herzblut wahrgenommen. Eines war klar: Es sollte keine Frau bei einer Scheidung über den Tisch gezogen werden. Da konntest du mit beharrlicher Liebenswürdigkeit klarmachen, dass das so nicht ginge, dass man eine f ür alle faire Lösung suchen müsse. Gerade Frauen aus der Migration waren froh, in dir eine kompetente Beraterin zu haben.

Aber fast entscheidender war dein Wirken im Hintergrund. Zusammen mit anderen SP-Frauen hast du Nationalrätin Hilde Fässler bei ihren ersten Wahlkämpfen begleitet. Hilde wurde von uns gefahren, im Auto verpflegt und auf jegliche Art bei ihren Auftritten unterstützt. Das schuf eine tiefe Verbundenheit. Sehr erfreulich, dass wir auch den Kontakt zu den amtierenden Nationalrätinnen, Claudia Friedl und Barbara Gysi, intensiv pflegen.

Im Garten mit Simonetta

Einen Höhepunkt bildete zweifellos der Empfang von Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Garten von Käthi und Daniel Gut in Buchs. Viele SP-Frauen erinnern sich mit Freude an diesen wunderschönen Nachmittag. Die älteste Genossin aus Buchs, Gret Schäpper (98), schrieb in einem berührenden Brief:

«Das war der Höhepunkt in meinem politischen  Leben! Ein halbes Leben lang hatte ich nichts zu  sagen. Dann kam das Frauenstimmrecht, und  jetzt haben wir vier Bundesrätinnen. Dass ich das  miterleben durfte, wird mich ewig freuen. Das  habe ich euch zu verdanken. Weil ich ja nur zuschauen und nutzniessen kann, lege ich einen  kleinen Unkostenbetrag bei. Schliesslich musste  man dem Gast doch einen Blumenstrauss schenken, und nicht nur rote Nägeli wie einst!»

Auch Ständerat Paul Rechsteiner weiss es zu schätzen, dass du dich mehrmals sehr aktiv in seinem Wahlteam engagiert hast. Personen für ein Podium anfragen, die Medien orientieren, Lokalitäten suchen und nicht zuletzt f ür eine grosse TeilnehmerInnenzahl aus dem linken Spektrum sorgen – das war dein Ding. Paul brauchte dann nur noch mit seinen messerscharfen Argumenten zu glänzen. Aber du scheust auch die knochentrockene politische Alltagsarbeit nicht. Flyer verteilen, von Haus zu Haus oder auf der Bahnhofstrasse in Buchs, Unterschriften sammeln und KandidatInnen für politische Ämter suchen und finden – da legst du dich immer wieder ins Zeug.

Als es um die kantonalen SP-Frauen ein wenig zu still wurde, hast du, Käthi, die Fäden in die Hand genommen. Heute schätzen wir uns glücklich, dass die SP-Frauen wieder hochkarätige Veranstaltungen mit vielen Besucherinnen organisieren. Zum Beispiel: «Wie soll eine frauengerechte Gesellschaft organisiert sein? Einführung in die feministische Ökonomie». Zum Besuch des Frauenmuseums in Hittisau – mit literarischen Akzenten durch Marilen Hess – trafen sich rund vierzig SP-Frauen. Die neue Präsidentin, Margrit Blaser, ist sehr zufrieden über diesen Aufschwung.

Für uns Werdenbergerinnen ist aber am wichtigsten, dass du den Zusammenhalt zwischen uns immer wieder gestärkt und belebt hast. Eine stetig wachsende Gruppe von SP-Frauen trifft sich monatlich, um gemeinsam zu stricken und Gespräche zu führen, die persönlich oder auch politisch sein können. Vergnüglich ist es allemal! Wie nebenbei bringst du es auch noch fertig, dass wir jährlich mehrmals Kunstausstellungen in der ganzen Schweiz miteinander besuchen können. Und der politische Einsatz kommt nicht zum Erliegen. Eben haben wir Werdenbergerinnen die Einladung für die Veranstaltung «Frauen und die Rush-hour des Lebens» bekommen. Natürlich von Käthi organisiert. Mit vier Referentinnen. Natürlich von Käthi angefragt.

Liebe Käthi, wir danken dir ganz, ganz herzlich für deinen immensen Einsatz. Dank dir haben viele Frauen den Weg in die SP gefunden und fühlen sich dort wohl.

SP-Frauen Werdenberg, Elsbeth Schrepfer