Zölibatäre Missbrauchsskandale?

26.9.2018     Otto Ackermann

Perverses Kirchenrecht!!! Das Bekanntwerden immer neuen Verfehlungen katholischer Geistlicher ist ungeheuerlich, aber noch ungeheuerlicher ist das Verhalten der kirchlichen Obrigkeiten.

Alle Beteuerungen und halbherzigen Entschuldigen bis hinauf zur päpstlichen Autorität sind solange nutzlos, als innerhalb der Hierarchie niemand die geschichtlichen, rechtlichen und psychologischen Hintergründe einer perversen Praxis der Institution klerikales Pflichtzölibat richtig benennen will und aufarbeiten kann!

Der Pflichtzölibat verbietet und verhindert nicht sexuelle Aktivitäten des Klerus: „Sünder“ dürfen weiterhin die Sakramente spenden und Messe lesen, werden geduldet und sehr oft sogar geschützt, sogar als Pädophile! Ganz anders ist es, wenn ein Priester zu seiner Beziehung zu einer Frau und Freundin steht und heiraten will: Ein so „Befleckter“ wird ausgeschlossen vom Priesterdienst, von Fall zu Fall human bis rücksichtslos-brutal — obwohl die Gemeinde ihn meistens behalten will. Dass ein Mensch zu seinen Verpflichtungen gegenüber Partnerinnen und eventuell seinen Kindern stehen will, ist für die Amtskirche ein Skandal und wird mit Berufsverbot belegt. (Man kann sich dazu orientieren z.B. bei der „Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen, www.ikvu.de). Mir bleibt für diese Praxis im Vergleich mit dem Verhalten gegenüber klerikalen Sexualverbrechern an Kindern nur das harte Wort pervers für ein fehlgeleitetes Kirchenrecht. Ich ziele ich mit diesem Wort nicht auf das (Fehl-)Verhalten einzelner Geistlicher, sondern auf den Umgang der Hierarchie mit ihren zölibatären Klerikern. Ausschliesslich das römisch-katholische Kirchenrecht (und nicht etwa die Bibel!) kennt für die Geistlichen eine Zölibatsverpflichtung (was nicht gegen freiwillige Ehelosigkeit spricht, wie sie z.B. Paulus gewählt hat im Unterschied zu Petrus, der verheiratet war). Der Pflichtzölibat für Priester ist heute psychologisch und menschenrechtlich ebenso verfehlt wie die absolute Diskriminierung der Frauen am Altar!

Im Klartext: Eine abgehobene Klerikerkaste klammert sich mit allen Mitteln an abstruse Strukturen. Päpstliche Selbstkritik und „Null-Toleranz-Politik“ — oder „Früherkennungsprogramme“ von Fehlverhalten sind nicht falsch, aber wenig vertrauenserweckend, sondern wirken kläglich und absurd: eine grundsätzliche Besinnung auf die Strukturen und deren Veränderung ist von dorther nicht zu erwarten. Die Änderungen müssen von der Basis kommen.

Solange aber die Gläubigen bereit sind, diese perversen Zustände geduldig zu ertragen, ändert sich wenig! Mit anderen Worten: Es müssen die Menschen bereit sein, ihre ethische Verantwortung gegenüber unmoralischen Strukturen