Das Fatale an der Note ist, dass sie eben nicht die tatsächlich erbrachte Lernleistung und den individuellen Lernfortschritt des Einzelnen misst, sondern nur den Abstand zwischen den Prüfungsresultaten innerhalb einer Klasse.
Der Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers behauptet, Noten seien unter den Kindern „meist nicht strittig“, zumal sie wüssten, dass sie „mit mehr Anstrengung bessere Leistungen erreichen können“. Entweder hat Oelkers selber nie unterrichtet oder wenn, dann hat er sehr schlecht aufgepasst. Ich jedenfalls habe in meiner 38jährigen Tätigkeit als Oberstufenlehrer unzählige Jugendliche kennengelernt, die sich manchmal drei oder vier Mal länger und fleissiger auf eine Prüfung vorbereitet hatten und dennoch mit weit schlechteren Noten Vorlieb nehmen mussten. Das Fatale an der Note ist, dass sie eben nicht die tatsächlich erbrachte Lernleistung und den individuellen Lernfortschritt des Einzelnen misst, sondern nur den Abstand zwischen den Prüfungsresultaten innerhalb einer Klasse. Die Schülerinnen und Schüler könnten noch so fleissig und noch so lange lernen und im Extremfall sogar auf jeglichen Schlaf verzichten – am Ende ist es immer die eine Hälfte, die gewinnt, und die andere, die verliert. So aber geht bei denen, die immer auf der Verliererseite sind, jegliche Freude am Lernen mit der Zeit verloren, und damit auch die unerlässlichen Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen. Deshalb gehören die Noten abgeschafft, je früher, desto besser.