Arbeitsgruppe analysiert Bedarf und lanciert Massnahmen
Die demografische Entwicklung erzeugt Handlungsbedarf bei den Gesundheitsberufen: Bis 2030 muss die Zahl der Pflegefachpersonen im Kanton St.Gallen deutlich gesteigert werden. Während die Ausbildungsbemühungen der Spitäler eine hohe Wirkung erzielen, müssen jene der Pflegeheime und Spitex-Organisationen noch aufgebaut resp. ausgebaut werden. Ziel muss es sein, die Fachpersonen im Beruf zu halten. Zu diesem Schluss kommt eine breit abgestützte Untersuchung des schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan).
Die Untersuchung wurde vom Gesundheitsdepartement, dem Departement des Innern, der Vereini-gung St.Galler Gemeindepräsidentinnnen und-präsidenten sowie den betroffenen Fachorganisatio-nen wie dem Spitexverband, Curaviva, Pro Senectute und der Organisation der Arbeitswelt für Ge-sundheits- und Sozialberufe in Auftrag gegeben.
Der zunehmende Bedarf an Pflegefachpersonen ist hauptsächlich auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens nimmt die ältere Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter zu. Zweitens müssen bis ins Jahr 2030 rund 24 Prozent des heutigen Pflegepersonals aufgrund von Pensionierungen ersetzt werden. Drittens hängt der künftige Bedarf an Pflegefachpersonen von der Hospitalisationsrate in den Spitälern, der Aufenthaltsdauer in den Pflegeheimen sowie der Nachfrage nach Spitex-Dienstleistungen ab.
Handlungsbedarf bei Heimen und Spitex
Die Zahl der Fachleute muss deshalb von heute kantonsweit etwa 7'700 auf 14'000 Personen erhöht werden. Dank den heute bestehenden 1'500 Ausbildungsverhältnissen wird die Zahl der Pflegefachpersonen zwar bereits sukzessiv ansteigen und das erforderliche Soll im Jahre 2030 zu 95 Prozent decken. Kanton, Gemeinden und Verbände gehen aber davon aus, dass rund 180 zusätzliche Ausbildungsverhältnisse im tertiären Bereich nötig sind, um den Bedarf längerfristig decken zu können. Mehr Ausbildungsverhältnisse bedeuten für Kanton und Gemeinden zusätzliche Kosten.
Zwischen dem Akut- (Spitäler), Stationär- (Pflegeheime) und Ambulant-Bereich (Spitex) bestehen eine grosse Durchlässigkeit beim Pflegepersonal, aber auch grosse zusätzliche Bedarfsunterschie-de. Aktuell bilden die Spitäler vorbildlich viele Fachpersonen aus, die mit zunehmender Berufstätig-keit oftmals in die Langzeitpflege oder den Spitexbereich wechseln. Handlungsbedarf besteht in den Heimen, die rund ein Sechstel mehr Ausbildungen anbieten müssten, um das geforderte Ziel zu erreichen. Der Spitexsektor steht vor der grössten Herausforderung: Er müsste seine Ausbildungsanstrengungen etwa verfünffachen.
Auf Verbandsebene existieren bereits Ausbildungsförderungen mittels Bonus-/Malus-Regelungen oder sie stehen zur Diskussion. So zahlen Institutionen, die zu wenig Ausbildungsplätze anbieten, in den Fördertopf ein, während solche, die überdurchschnittlich ausbilden, damit gefördert werden. Bei Spitälern sind die Ausbildungsverpflichtungen gesetzlich verankert und bereits seit 2016 umgesetzt.
Bei den Fachfrauen und Fachmännern Gesundheit wird das erforderliche Soll für das Jahr 2030 bereits erreicht. Dies ist insbesondere wichtig, da die Ausbildung dazu eine Voraussetzung für die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachkraft ist. Mit den heutigen Zahlen wird der Bedarf auf Diplomstufe bis ins Jahr 2030 nur zu rund 65 Prozent gedeckt, weshalb bei den diplomierten Pflegefachpersonen der Schwerpunkt der künftigen Massnahmen liegen muss.
Begleitmassnahmen müssen stimmen
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ist zentral, um den künftigen Bedarf an Pflegefachpersonen zu decken. Als Begleitmassnahmen müssen aber weitere Anstrengungen getätigt werden: Die Verweildauer im Beruf muss mit einer guten Personalpolitik gesteigert, Wiedereinstiegsmöglichkeiten gefördert und Quereinsteigende für die Pflegeberufe gewonnen werden. Zudem soll die Berufsmaturitätsrate ansteigen, um mehr Abschlüsse auf Tertiärstufe zu erreichen. Schliesslich soll das Image der Pflegeberufe verbessert werden. Ausbildungsverbünde zwischen dem Akut-, Stationär- und Ambulant-Bereich und ein ausgebautes Angebot an Kindertagesstätten könnten ebenso helfen, den Bedarf zu decken.
Diese Massnahmen werden nun von einer permanenten Arbeitsgruppe mit Kantons-, Gemeinde- und Verbandsvertretern bearbeitet.